Kosmische Götter
Könntest du darüber sprechen, wie man mit Brahma, Vishnu und Shiva eins werden kann?
Sri Chinmoy: Wenn jemand, der Brahma sehr ergeben ist, stirbt, kommt er in Brahmas Welt. Brahma, Vishnu und Shiva haben alle im Himmel ihre eigenen Welten, genauso wie es auf der Erde verschiedene Staaten gibt. Einige spirituelle Meister haben dort ebenfalls ihre eigenen Welten. Zu diesen gehört auch dein Guru. Im Augenblick sind dort nur wenige Menschenseelen, obwohl seine Welt sehr weiträumig ist. Doch wenn ihr euch richtig verhaltet und hier auf der Erde das Richtige tut, werdet ihr eines Tages in meine Welt kommen.
In Brahmas Welt ist der Kraftaspekt vorherrschend, in Vishnus Welt der Aspekt des Mitleids, und in Shivas Welt dominiert das selbstvergessene Trance-Bewusstsein. Auch Krishna, der ein direkter Nachkomme Vishnus ist, hat eine eigene, persönliche Welt, die nicht zu Vishnus Welt gehört. Sie ist wunderschön, seelenvoll und sehr groß.
Haben spirituelle Meister, die über das Bewusstsein der kosmischen Götter hinausgegangen sind, jemals mit ihnen zu tun?
Sri Chinmoy: Sicherlich. Nehmen wir an, ein spiritueller Meister hält eine Meditation im Freien ab und durch den Angriff irgendeiner feindseligen Kraft beginnt es plötzlich zu regnen. Und was tun die kosmischen Götter? Sie schlafen! Die kosmischen Götter, die diese Elemente und Kräfte beherrschen, wachen nicht über sie. Also fordert der Meister die kosmischen Götter heraus. Sie erfüllen ihre Pflicht nicht und so muss er mit ihnen reden. Und siehe da – zwei oder drei Minuten später hört der Regen auf. Das ist schon häufig vorgekommen. Glaubst du etwa, es würde so schnell aufhören zu regnen, wenn der Meister diese innere Verbindung zu den Göttern oder diese überlegene Kraft nicht besäße?
Ist je ein Mensch zu einem kosmischen Gott geworden?
Sri Chinmoy: Die Seele eines kosmischen Gottes ist von der Seele eines Menschen verschieden. Die Seele eines Menschen entwickelt sich immer weiter. Ursprünglich war sie im transzendenten Geist. Dann ging sie ins Unbewusste ein und von dort ins mineralische, pflanzliche und tierische Leben. Weshalb muss die Seele nun all diese Entwicklungsstadien durchlaufen? Wenn sie bei der untersten Stufe beginnt, hat sie später breitere und bessere Möglichkeiten der Manifestation.
Ein Sucher wird nicht zu einem kosmischen Gott werden wollen, denn er weiß, dass er eine viel größere Gelegenheit hat, Gott auf Seine Weise zu gefallen und mit Ihm völlig eins zu werden. Bis zu einem gewissen Grad erfüllen auch die kosmischen Götter Gott auf Seine eigene Weise. Sie werden sich jedoch nicht die Mühe machen, auf die Erde zu kommen, wo ständig gekämpft wird und so viel Unwissenheit herrscht. Die kosmischen Götter wollen das Schlachtfeld des Lebens nicht betreten. Sie sind glücklich und zufrieden und wollen bleiben, wo sie sind. Kosmische Götter besitzen Frieden, Licht und Glückseligkeit in sehr großem Ausmaß, aber sie kümmern sich nicht um Befreiung, Verwirklichung und Manifestation. Sie kommen nicht auf die Erde herab, um sich für Gottes Manifestation einzusetzen. Sie wollen nichts mit negativen Eigenschaften zu tun haben. Die kosmischen Götter haben etwas erhalten, sagen wir eine Million Euro, und das genügt ihnen. Wenn jemand jedoch auf dem Pfad der Evolution weiter voranschreitet und schließlich Gott verwirklicht, wird er in Bezug auf inneren Reichtum zu einem Multimillionär.
Die Seelen der kosmischen Götter unterscheiden sich also von menschlichen Seelen. Doch Ausnahmen bestätigen die Regel. Es hat in der Geschichte der Menschheit auch ein paar wenige Seelen gegeben, die Gott angefleht haben, nicht dem Pfad der Evolution folgen zu müssen. Was sie hatten, genügte ihnen, und sie kümmerten sich nicht um Gottes irdische Manifestation. Sie wollten zu kosmischen Göttern werden und in ganz, ganz wenigen Fällen – zwei oder drei Mal – ist das auch tatsächlich geschehen. Im Normalfall jedoch wird sich eine Seele, nachdem sie in den Lauf der Evolution eingetreten ist, stetig weiter entwickeln und eines Tages über das Bewusstsein der kosmischen Götter hinausgehen. Das ist natürlich leichter gesagt als getan; aber wenn uns das gelingt, müssen die kosmischen Götter auf uns hören.