Worte
Worte sind Nama-Rupa, Name und Form, nicht wahr? Nun ist das ja nicht Gott. Es sind menschliche Schöpfungen, etwas, das aus nichts gemacht wurde. Daher haben Worte an sich keine innewohnende Bedeutung. Die Bedeutung ist eine erfundene Sache.
Sri Chinmoy:
Wie du weißt, hat sich die Semantik sehr eingehend mit diesem Problem beschäftigt. Wir wissen, dass es nicht das Wort an sich ist, sondern die Vorstellung, die wir mit dem Wort verbinden, welche die meisten unserer Schwierigkeiten verursacht. Der spirituelle Zugang zu diesem Problem der Worte besteht darin, von der Form zum Formlosen weiterzugehen. Wir müssen vom Endlichen zum Unendlichen gehen. Daher müssen wir am Anfang einer Sache eine Form geben. Zum Beispiel sagen wir am Anfang, dass Gott eine Form hat. Dann tauchen wir tief nach innen und sehen, dass Gott kein Mensch oder mentales Wesen ist, sondern ein weites, unendliches Bewusstsein. Für einen Anfänger auf dem spirituellen Weg ist eine Form absolut notwendig, die Form ist für ihn alles. Dann aber geht er über die Form hinaus zum Formlosen. Er kann das unendliche Bewusstsein erlangen, er kann Gott, das Unendliche Bewusstsein, fühlen. Andererseits jedoch kann Gott, da Er unendlich ist, auch endlich sein. Ansonsten wäre Er nicht unendlich. Er ist allmächtig, weil Er in einem Atom sein kann und gleichzeitig im weiten Universum. Durch die Form müssen wir zum Formlosen gelangen. Durch das Endliche müssen wir zum Unendlichen gelangen. Dies ist tatsächlich die göttliche Logik. Form ist zu Beginn von unvergleichlicher Bedeutung, aber nicht mehr unbedingt am Ende.
Zudem ist es nicht das Wort an sich, das einen immanenten Wert hat, sondern das, was es übermittelt. Manche spirituellen Worte sind von einer Bedeutung oder einem Zustand oder einem Bewusstsein durchdrungen, welches sich in ihnen über Jahrtausende spiritueller Übung hindurch entwickelt hat. Wenn wir tief in die Bedeutung eines solchen Wortes eintauchen und den ureigenen Atem des Wortes enthüllen und sein inneres Drängen auf der äußeren Ebene manifestieren, dann erfüllt das Wort seinen Zweck, innerlich wie auch äußerlich.